Kleiner Einblick in die Lehre des Feng Shui

Wer hat nicht schon folgende Situation erlebt: Sie betreten zum ersten Mal einen Raum (wahlweise Haus, Wohnung, Büro,....) und fühlen sich vom ersten Moment an „wie zu Hause“. Dabei hat der Raum nicht einmal eine Wandfarbe, die Ihnen besonders gut gefällt, noch wäre es Ihnen jemals in den Sinn gekommen, eben diesen Bodenbelag für Ihre eigene Wohnung zu wählen und die Möbel – übrigens weder besonders wert- noch stilvoll – hätten Sie sich ganz bestimmt selbst nie gekauft. Und doch, der Raum atmet so etwas wie unaufdringliche Behaglichkeit, kaum wahrnehmbar, jedoch allgegenwärtig. Sie fühlen sich in „Ihrem Element“ und können nicht verstehen, dass sich Ihr Partner (Ihre Partnerin) merklich unwohl fühlt.

Szenenwechsel: Sie betreten ein Haus, durchgestylt bis in die kleinste Abstellkammer. Mobiliar vom Feinsten (und auch Teuersten). Der untrüglich gute Geschmack der Bewohner selbst im kleinsten Dekoobjekt erkennbar und doch – Sie können es sich nicht erklären – irgendwie fühlen Sie sich fremd und unwohl. Ihrem Partner (Ihrer Partnerin) gefällt diese Umgebung jedoch außerordendlich gut.

Übrigens: beide Szenarien sind - je nach Personentyp - durchaus austauschbar.

Woran aber liegt es, dass gleiche Räume bei verschiedenen Menschen und verschiedene Räume bei ein und demselben Menschen so unterschiedliche Wahrnehmungen hervorrufen? Gut werden Sie sagen, Geschmäcker sind halt verschieden. Wenn man aber beobachtet, dass wir uns in bestimmten Umgebungen glücklich oder unglücklich, schwungvoll oder antriebslos, kraftvoll oder gar krank fühlen, dann geht diese Wahrnehmung meiner Meinung nach eindeutig über den Verweis auf den persönlichen „Geschmack“ hinaus.

Mein einjähriges Studium der fernöstlichen Lehre des „Feng Shui“ hat mich gelehrt, dass eine ganzheitliche Betrachtung der eigenen Umgebung unser Leben nachhaltig beeinflusst. Hierzu stehen uns 3 Wahrnehmungsarten zur Verfügung:

  1. objektive Wahrnehmung

  2. subjektive Wahrnehmung

  3. Intuition  

Erst alle 3 Wahrnehmungsarten zusammen, ermöglichen uns eine realitätsnahe Betrachtung unseres Umfeldes.

Unsere Gesundheit, Erfolg und das, was wir Glück nennen, werden maßgeblich durch unser Umfeld beeinflusst. Nur im Einklang, in Harmonie mit unserer Umgebung fühlen wir uns wohl. Diese Harmonie ist jedoch sehr individuell zu bewerten, denn verschiedene Menschen können sich an ein und demselben Ort durchaus unterschiedlich fühlen, was auch die Situationsbeispiele am Anfang des Textes deutlich machen. Die Aufgabe von Feng Shui besteht nun darin, mit Hilfe seiner differenzierten Methoden einen „gemeinsamen Nenner der Bedürfnisse“ zu finden und eine Optimierung des Lebensraums zu realisieren.

Im Folgenden sollte nun auch deutlich werden, dass es nicht in meinem Interesse liegt, Ihnen Feng Shui als „esoterische Heilsalbe“ anzupreisen. Feng Shui ist weder eine Heilmethode noch eine Therapieform. Wollen wir das Wort „Heilung“ in diesem Zusammenhang verwenden so könnte man allenfalls sagen:

Medizin heilt den Menschen - Feng Shui heilt den Raum

Dies führt nun zu der Frage: Wann ist ein Raum „gesund“?

Entscheidend ist die „ganzheitliche“ Wahrnehmung des Raumes, denn die Wirkung eines Raumes geht weit über die sichtbaren Merkmale wie Farben, Formen und Materialien hinaus. Vielmehr geht es dabei um die subtile Wirkung – die Raumenergie -, die wir sehr individuell wahrnehmen. Ein optimaler Energiefluss im Raum ist für unser Wohlbefinden unverzichtbar. Wird die Energie in ihrem Fluss behindert, so wird die Harmonie gestört. Eine Aufgabe des Feng Shui ist es, diese Hindernisse aufzuspüren und zu neutralisieren. Dabei wird, ähnlich wie in der Medizin, eine „Diagnose“ für ein Haus oder eine Wohnung gestellt. Hierzu stehen dem Feng Shui Berater verschiedene „diagnostische Methoden“ zur Verfügung. Man unterscheidet zum einen die Methoden des klassischen Feng Shui und zum anderen die des modernen Feng Shui. In Fachkreisen einigte man sich darauf, dass eine Methode als klassisch gilt, wenn sie folgende Kriterien erfüllt:

  1. Betrachtung der landschaftlichen Umgebung des Objekts

  2. Berechnung der geografischen Ausrichtung des Objekts

  3. Nachvollziehbarkeit der Ableitung aus „ursprünglichen Quellen“, vorwiegend Überlieferungen aus den Dynastien Zhou, Han, Tang und Song

  4. Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Bewohner 

Die „modernen“ Feng Shui Methoden möchte ich an dieser Stelle nur kurz erwähnen. Zu ihnen gehören das „Spirituelle“ Feng Shui, das „Drei-Türen-Bagua“, das „Intuitive“ Feng Shui sowie das „Qi-Mag“-Feng Shui.

Zu den klassischen Methoden zählen die Landschaftsschule, die Kompass-Schule sowie die zeitdimensionalen Methoden. Die Landschaftsschule oder auch „Formenschule“ genannt, ist die älteste Feng Shui Methode. Sie resultiert aus der Beobachtung der Landschaft und ihrer Formen wie Berge, Seen, Flüsse, Gebäude, Straßen usw.. Die natürlichen Landschaftsformationen sind im Laufe der Zeit durch Urbanisierung und Industrialisierung stark verändert worden und in ihrem Ursprung kaum wiederzuerkennen. So bezieht man heute auch von Menschenhand erzeugte Formen wie Straßen, Überlandleitungen, Schornsteine, Kanalisation usw. mit in die Landschaftsbeurteilung ein. Die Aussagekraft der Landschaftsschule wird hierdurch jedoch stark geschwächt und reicht für eine professionelle Feng-Schui-Analyse nicht aus. Deshalb bedarf sie einer Ergänzung durch andere Methoden. Eine klassische Feng Shui Analyse bezieht die Landschaftsschule jedoch grundsätzlich in ihre Betrachtungen ein. So z. B. die Kompass-Schule. Sie ist die am meisten praktizierte und eine der effizientesten Methoden des klassischen Feng Shui. Basis dieser Methode ist die Feststellung der geografischen Ausrichtung des zu untersuchenden Objektes durch Messung der Himmelsrichtungen mit Hilfe eines Kompasses. Dabei ist die Methode der „Acht-Häuser-Schule“ die bekannteste. Der Grundriss eines Objektes wird, vom Mittelpunkt ausgehend, sternförmig in acht gleiche Segmente (Häuser) aufgeteilt, wobei jedes Segment einer Himmelsrichtung entspricht. Das so entstandene Schema wird Bagua genannt und bildet das Basiswerkzeug des Feng Shui Beraters. Den acht Segmenten des Bagua werden verschiedene Eigenschaften und Themen zugeordnet, wie z. B. Himmelsrichtungen, Lebensthemen, Yin- und Yang-Zugehörigkeit, die 5 Wandlungsphasen, Kua-Zahlen und Trigramme.

Überträgt man nun das Begua mit all seinen Informationen auf ein zu analysierendes Objekt, unter Einbeziehung der Kua-Zahlen seiner Bewohner, so erhält man eine komplexe, indviduelle Auswertung der Ist-Situation, die es gilt im Positiven zu stabilisieren und im Negativen zu harmonisieren. Die Kua-Zahl wird anhand des Geburtsdatums errechnet. Jeder Person sind innerhalb eines Objektes 4 günstige sowie 4 ungünstige Bereiche zugeordnet. Leben z. B. mehrere Menschen mit unterschiedlichen Kua-Zahlen im gleichen Haus, so sind auch für jeden Einzelnen die günstigen bzw. ungünstigen Bereiche unterschiedlich. Dies sollte besonders berücksichtigt werden, beim Einrichten eines Arbeits- oder Schlafbereichs.

Auf alle Wechselwirkungen innerhalb des Baguas einzugehen, würde hier zu weit führen.

Die Bedeutung der „5 Wandlungsphasen“ (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) möchte ich jedoch etwas ausführen:

Aus Sicht des Feng Shui ist ausnahmslos Alles, was in der Natur vorkommt einer der 5 Wandlungsphasen zugehörig. Dazu zählen Formen, Farben und Materialien ebenso wie Himmelsrichtungen, Tages- und Jahreszeiten, Körperorgane, Lebewesen, Pflanzen und Stimmungen. Die Wandlungsphasen stehen in 3 zyklischen Wechselwirkungen zueinander:


  1. Stärkungszyklus: Holz stärkt Feuer stärkt Erde stärkt Metall stärkt Wasser stärkt Holz

  2. Schwächungszyklus: Holz schwächt Wasser schwächt Metall schwächt Erde schwächt Feuer schwächt Holz

  3. Kontrollzyklus: Holz kontrolliert Erde kontrolliert Wasser kontrolliert Feuer kontrolliert Metall kontrolliert Holz 

Erst die Wechselwirkungen zwischen den Wandlungsphasen und ihren Energiequalitäten, ermöglichen eine Raumoptimierung mit folgender Zielsetzung:

  • fehlende Energie einbringen

  • zu schwache Energie stärken

  • zu starke Energie schwächen

  • Disharmonie im Energiefluss ausgleichen 

Diese Ziele lassen sich erreichen durch den Einsatz entsprechender Farben, Formen und Materialien aber auch durch das Einbringen „symbolischer Heilmittel“, wie z. B. ein Hochzeitsfoto im Bereich „Partnerschaft“ oder ein Zimmerbrunnen im Bereich „Reichtum“. Wichtig ist jedoch, darauf zu achten, dass ein Symbol nicht „hingestellt“ wirkt. Es muss sich vielmehr unmerklich in die Raumgestaltung einfügen. Eine gute Feng Shui Maßnahme ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, sie wirkt vielmehr unterschwellig als harmonisches Empfinden der Gesamtsituation.

Schöpft man nun alle Möglichkeiten der Kompass-Schule aus, bezieht die Betrachtung der Landschaftsschule in die Auswertung ein und ergänzt die Berechnungen durch Berücksichtigung der zeitlichen Aspekte des Gebäudes (Errichtung, Erstbezug, Renovierungen), so erhält man eine Analyse nach „zeitdimensionaler“ Methode, wie z. B. der Schule der „Fliegenden Sterne“. Sie ist die mit Abstand unfangreichste und komplexeste Form der „zeitdimensionalen Methoden“. Trotz der recht „blumig“ anmutenden Namensgebung, sind ihre Analysetechniken sehr bodenständig. Die Bezeichnung „Sterne“ ist aus der chinesischen Astrologie abgeleitet, die auch teilweise als Berechnungsgrundlage dient. Da Sterne im Zeitverlauf ihre Position verändern, also „fliegen“, wurde diese Methode als Schule der „Fliegenden Sterne“ bezeichnet. Eine Analyse nach ihren Kriterien ist ausgesprochen anspruchsvoll und zeitaufwendig und setzt zudem auch voraus, dass die auswertungsrelevanten Daten bekannt sind.

Selbstverständlich kann ich an dieser Stelle nicht auf alle Aspekte und Möglichkeiten einer professionellen Feng Schui Analyse eingehen. Ich wünsche mir jedoch, dass ich Ihnen mit meinen Ausführungen einen kleinen Einblick in die Lehre des Feng Shui – losgelöst von allen mythischen und mystischen Ver-/Erkenntnissen - geben konnte und vielleicht haben Sie Lust bekommen einen meiner Workshops zu besuchen. Ich freue mich auf Sie!

Übrigens: auch in der Gartengestaltung und im Bereich „Business“ bietet Feng Shui ein großes Wirkungsspektrum mit bemerkenswerten und teils verblüffenden Ergebnissen!